pavement politics

13 Mai 2006

Am Paradise Zunächst der Wiese Liegt ein Garten...
















Der heiße Frühlingstag nimmt bald ein Ende, die Stadt schwitzt. Straßenbahnschienen blitzen unter den letzten Sonnenstrahlen. Der Abend ist jung. Es soll früh losgehen. Langsam füllt sich der kleine Raum, ein Gig im Jugendzentrum der elder generation. Das King Kamehameha bietet immerhin Ambiente. Unter dem blauen Himmel, der durch Plexiglas scheint, eröffnet Andre Rattay mit den Drumsticks den Reigen. Aus dem Beat schält sich der Opener des neusten Blumfeld Albums Verbotene Früchte: Schnee. Nacheinander betreten dann Vredeber Albrecht, Lars Precht und schließlich Jochen Distelmeyer die Bühne, die eigentlich keine ist, weil sie so klein an der Wand lehnt. Wer heute nicht nah dran war, der war nicht da.
Distelmeyer singt, der Rest spielt. So geht das zwei Stunden, man kann es am Ende nicht genau sagen. Es war eine gefühlte Katharsis, andere würden vielleicht Best-Of Revue sagen.
Denn neben vielen neuen Stücken finden auch die alten wieder ihren Platz im Blumfeld-Kosmos. Es ist immer Platz für Prefab Sprouts Electric Guitars, für Liebeslieder, für Mein System kennt keine Grenzen. Distelmeyer differenziert da nicht, er singt wie ein Gott. Ist es das Morrissey-Phänomen? Wo nimmt er diese Stimme her?
Das Publikum wiegt und singt sich mit der Band zwar nicht ganz in die von Distelmeyer anfangs geforderte Extase, die Kleidungsstücke bleiben wo sie sind, aber die Gesichter sprechen Bände: Wo Blumfeld einst den Zweiflern die Punch-Lines für Graffitis an Häuserwänden lieferten, da entsteht heute einfach nur ein Lächeln. Die Welt ist schön, ich lebe gern.
Oberflächlich ist das nicht. Musikalisch ist das immer noch allerhöchstes Niveau. Da hörte ich einen im Publikum zum Nebenmann sagen: Sag mal, Tomte. Wer war das noch mal?
Dann ist die Nacht gekommen und ich ging. Nur um zu gehen.

Setlist:
Schnee / Strobohobo / Weil es Liebe ist / Ich – wie es wirklich war / Der Apfelmann / Wir sind frei / Tics / Eintragung ins Nichts / In der Wirklichkeit / Der Sturm / / Alles macht weiter / Die Diktatur der Angepassten / So lebe ich / Heiß die Segel! / Mein System kennt keine Grenzen / Viel zu früh und immer wieder; Liebeslieder / Superstarfighter / Verstärker/Electric guitars/Everytime we say goodbye/Well I wonder / Der sich dachte / Die Welt ist schön

Blumfeld. 4.5. 2006. King Kamehameha Frankfurt.

1 Comments:

Blogger ozmataz said...

Das machst Du aber sehr schön. Ist kein Witz, ist das einzig passende Wort - in meinen Ohren. Das ist New Journamelancholism. Fine Peace of Art

11:26 PM  

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